Bernadette Schiefer

innen und außen. wer weiß wo ich beginne und du aufhörst.
ein strich bist du in meiner landschaft vergessene sonne eines regennachmittags. (die gleichzeitigkeit von regen und sonne erstaunt) (noch immer) geb’ ich dir den stift, malst du die fläche. knüpf’ ich dir die wiese, zauberst du blumen. alles ahnen kommt vom erstaunt/ sein/ können über die lichtfäden deiner dunklen hand male mich nicht zaubere nur eine blume auf meine wege

fischige köpfe fischköpfe die schauen auf den hafen ohne schiffe nur ein (einziges) boot treibt dort am flatscreen als wäre es die erinnerung an den hafen und die köpfe die erinnerung an die zeit zeit der gewissheit dass etwas (menschliches) noch in uns zum klingen kommt wir sind nur mehr ein abglanz dessen was war verlorene engel in einer welt ohne licht fischlose köpfe fischköpfe ohne körper gesichtslose geister unsere augenlosen höhlen starren auf das bild der früheren arche arche wie wort jonah wie taube taube wie ursprung hol’ uns zurück ins sein gib fleisch statt worte fleisch – flesh – materie durchdrungen von geist

rollende sonne faucht gewitter fährt über zungen blitz und dunkelheit die krallen ausgestreckt gähnend jammernd
(milch wie flüsse)
eine feuerkatze streift um deine füsse du stiehlst den mond (niemand war dort) vermisst die mondstaubschritte springt höher, menschen! – ruft sie. rollende sonne faucht sich trollende feuerkatze.

wind, der kräne von sich wirft der die gerüste umbiegt und die alten kleider worfelt wind der weisheit wind der kraft alter wind, guter wind
wind, dieses dunkle ahnen, raunende etwas flüsterndes „kind“ wer spielt? war es nicht gott? (hiob?) dieser fremde hohe herr eines gemäldes von magritte todesengel – im mantel, schwarz: schaut und wartet.
wind, der die kräne umwirft. wie der löwe frisst er die zeit. trägt deinen atem auf einem servierbrett nach oben. wind, der die kräne von sich wirft, die gerüste umbiegt die häuser von sich schüttelt ferner wind kalter wind.

kopflos aufbrechen in die illusion von weite nichts trägt dich mehr.
dein gestern ruft dich zurück: spring!
gib mir meinen kopf/ ich vergaß ihn unter deinen papieren.
im pass steht noch mein alter name (wer kennt ihn?) kosename zweier liebender

gib mir meinen hals/ dort steckt eine träne. (altes wasser schmeckt bitter mit der zeit)

spring mit mir in die wellen des lethe (leewasser, donauwasser, die seine, paris!) und tauch mit mir zum grund, zu den wurzeln, auf denen geschrieben steht, dass eins und eins zwei ist. (wer? wir?)
ich trag noch deinen pass obwohl mein name abhanden gekommen ist mit den fremden papieren.